ERIKA LOHNER

Malerei

Wut Kraft und Wärme

Großer Andrang in der Villa Wagner – Erika Lohner eröffnet Ausstellung

Ein außergewöhnliches Ereignis zog gestern rund 150 Interessierte in die legendäre Villa Wagner in Spaltenstein, die seit kurzem unter Denkmalschutz steht, und hat sie aus dem Dornröschenschlaf erweckt: die Vernissage zur Ausstellung „Arbeiten aus 20 Jahren“ von Erika Lohner, die als erste dort ausstellen darf. Die Villa mit ihrem extravaganten Baustil der 60er Jahre und Innenausstattung besichtigen zu können, war ebenso spannend wie die interessante Retrospektive von Lohners 20-jähriger Schaffensperiode.

Bunt, schwungvoll und ungewöhnlich sind Lohners abstrakte Gemälde, Gips- und Metallobjekte, die sie eher als „abstrahiert“ verstanden wissen möchte. Nicht nur aufgrund ihrer Dynamik und lebendigen Farbenkomposition, sondern auch wegen ihres nicht alltäglichen Malstils und der ausgefallenen Techniken.

Wie Freundin und Malerin Anna Rudolf in ihrer Laudatio beschreibt, hat sie sich von Zwängen, von klassischen Vorgaben des Aquarells, vom Harmonischen, vom sichtbar existierenden Gegenstand befreit. Als „Malerin der Wilden“ bezeichnet, entwickelte Lohner mit der Devise „jetzt erst recht“ neue Arbeitsstile und Techniken. Kratzen, schürfen, wegnehmen und hinzufügen – mit Spachtel, Schwämmen, Bürsten und Händen. Ist sie nicht zufrieden, wird die Farbe abgewaschen. Da kommt schon mal der Wasserschlauch zum Einsatz. Was der Betrachter nicht erkennen kann: Lohner setzt oft mehrere Schichten übereinander. Es ist ein laufendes Wechselspiel von Formen, Farben und Zerstören.

errückte Ideen sind Lohner am liebsten, da ist sie – wie sie selbst sagt – in ihrem Temperament. Zum Gelingen trägt maßgeblich ihre jeweilige Stimmung bei. Wie die meisten, begann sie mit Aquarellmalerei, heute malt sie nur noch in Acryl. Gipsarbeiten und Metallobjekte sind ihre neue Leidenschaft. Für Letztere sucht sie sich Teile auf Schrottplätzen. Was sie dort entdeckt, findet sich in ihren plastischen Collagen wieder, in die sie auch Materialien wie Papier, Sand und Stoffe einbezieht. Ihre Bilder bezeich­net Lohner als „erschaut und gedacht“ und gibt ihnen damit einen neuen Inhalt – eher zufällig geschaffen. Und so entsteht eine Farben- und Formenvielfalt, in der die Farbe Rot eine wichtige Rolle spielt. Rot deckt für sie das breite Spektrum von Wut bis hin zu Kraft und Wärme ab.

Lohners Anliegen ist, den Betrachter über Verstand und Gefühl anzusprechen, ihn aufzuwühlen, zu erstaunen, beruhigen und provozieren. Sie fordert den Betrachter auf, sich das Bild selbst zu erschließen mit der Möglichkeit, sich sein eigenes Motiv zu schaffen – eine ganz neue und spannende Erfahrung. Dem Lebendigen und Kraftvollen in Lohners Bildern kann sich der Betrachter nicht entziehen. Es bewirkt genau das, was Lohner damit beabsichtigt: ihr positives Denken zu übertragen. Die Villa Wagner hat dafür den idealen Rahmen geschaffen. Wer weiß, vielleicht ist diese Ausstellung der Beginn eine Reihe weiterer Veranstaltungen dieser Art.

ELFI BRASCHEL

Die Ausstellung ist bis 4. September, täglich von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Abschluss mit Musik und Plauderei am 4. September ab 11 Uhr.

Erika Lohner